FINAL FANTASY VII REMAKE INTERGRADE: Sean Chiplock spricht (über) Nero

Wir sprachen mit Sean Chiplock über Nero den Dunklen, das perfekte Maß an Bedrohlichkeit und seine große Vertrautheit mit Cosmo Canyon.
Von Duncan Heaney

Yuffies Mission in Midgar in FF7R EPISODE INTERmission steckt voller Gefahren, aber keine davon ist tödlicher als Nero.

Als Mitglied von Shinras Militäreinheit Deepground genießt er seine Kontrolle über die Dunkelheit, und jedes bisschen dieser Macht und Bosheit wird perfekt vom Synchronsprecher Sean Chiplock eingefangen.

Wir führten vor Kurzem ein Gespräch mit Sean über seine Darstellung dieser Figur, wie er die Balance zwischen Bedrohlichkeit und Wahnsinn findet und vieles mehr. Viel Spaß bei unserem Interview!


Nero ist ein komplizierter Zeitgenosse. Wie würdest du ihn den Leuten vorstellen?

Wenn ich Nero in drei Adjektiven beschreiben müsste, dann wären das: hingebungsvoll, engagiert und schuldig. "Schuldig" ist doppeldeutig gemeint, denn zum einen verhält er sich fast wie ein Verurteilter, der sich die Dunkelheit, über die er gebietet, zu Eigen gemacht hat.

Zum anderen ist er aber auch zutiefst pflichtschuldig. Was viele als Irrsinn betrachten mögen, ist einfach nur die völlige Bereitschaft, sich der eigenen Macht zu unterwerfen und sich der Bewunderung hinzugeben, die er für seinen Bruder Weiss empfindet.

Das macht ihn zu einem gleichermaßen interessanten wie schwierig zu spielenden Charakter. Weil er seinen Bruder zum Idol erhebt und so viel Entschlossenheit bei seiner Mission zeigt. Aber er ist nicht geisteskrank, er ist nicht einfach verrückt. Er tritt so auf, als sehne er sich nach Macht. Er will respektiert und anerkannt werden.

Es war sehr interessant, das im Schauspiel auszubalancieren: Jemand darzustellen, der entschlossen genug ist, um erschreckend zu sein, dabei aber nicht so stark auf bloße Einschüchterung zu setzen, als wolle man ihn einfach nur als komplett irre rüberbringen.

FINAL FANTASY VII REMAKE INTERGRADE Trailer

Hattest du vor deinem Einsatz schon viel mit FINAL FANTASY zu tun?

Ehrlich gesagt war mir die Musik näher als die Spiele.

Das kommt daher, weil ich in der AOL-Ära aufgewachsen bin - ich hörte die ganze Zeit AOL-Radio. Natürlich gab es da eine Videospielrubrik, die zu 85% aus FINAL FANTASY-Musik bestand (lacht).

Also hörte ich mir Cosmo Canyon und all die anderen Songs unzählige Male an, aber meine Erfahrung mit der Marke war höchstens oberflächlich. Ich hatte mir FINAL FANTASY VII: ADVENT CHILDREN angesehen, und ich hatte Freunde, die total verrückt nach FINAL FANTASY VII waren. Aber ich hatte nie die Möglichkeit, die Spiele selbst zu spielen.

Die gute Nachricht ist, dass ich FINAL FANTASY VII REMAKE nach seiner Veröffentlichung durchgespielt habe. Als ich also in die Aufnahmekabine ging, hatte ich eine gute Vorstellung von der Atmosphäre des Spiels.

Außerdem sprachen meine Freunde darüber, was im Original vorkam und was neu im Remake war. So kannte ich also, auch ohne eine knallharter Fan zu sein, das Spiel und die Figuren gut genug, um zu kapieren, was mit Nero los ist.

Screenshot von Sonon und Yuffie im Kampf

Nero tauchte ja schon zuvor in der FINAL FANTASY VII-Serie auf…

Ja, in Dirge of Cerberus! Ich glaube aber nicht, dass er schon in anderen Spielen war, oder?


Beeinflusste die frühere Darstellung dein Schauspiel in FF7R EPISODE INTERmission?

Ich sah mir die Originalszene an, weil ich nicht genau wusste, ob man mich darum bitten würde, diese Darstellung zu replizieren.

Letztlich orientierte ich mich in vielerlei Hinsicht stark an der originalen Darstellung. Ich versuche das mal so gut wie möglich zu beschreiben: In Dirge of Cerberus war Nero sehr eloquent - die Übergänge zwischen seinen Sätzen und den einzelnen Wörtern waren irgendwie fließend. Er sprach nicht abgehackt und schrill, es war mehr ein (spricht kurz mit Neros Stimme) "fließender Strom aus Worten", wenn das irgendwie Sinn macht.

Aber ich erkannte, dass es Bereiche gab, in denen wir die Theatralik und den Irrsinn herunterschrauben konnten. Dort fanden wir diese Balance, die ich vorhin ansprach - wo er seine Macht gewaltig ausgenutzt, sich ihr aber dennoch nicht ergeben hat. Er hat es geschafft, sie zu kontrollieren.


Es war also keine direkte Fortsetzung von Neros Darstellung in Dirge of Cerberus -FINAL FANTASY VII-…

Ich versuchte, die originale Darstellung in Dirge of Cerberus zu respektieren, aber der Regisseur wies mich auch auf Stellen hin, die er auf andere Weise sah oder anders interpretiert haben wollte. Ich startete also vielleicht mit Dirge of Cerberus in meinem Hinterkopf, aber als wir uns dann auf den Charakter eingeschossen hatten, gingen wir in eine andere Richtung.

Dirge of Cerberus war also mehr Start- als Grundlinie, wenn man so will.

Weiss aus Final Fantasy 7 Remake Episode Intergrade

Du hast darüber gesprochen, wie du nach der Balance in der Figur suchst. Ihn einschüchternd zu machen, ohne zu übertreiben. Wie schwierig war diese Gratwanderung?

Es geht wirklich darum, die Grundhaltung dieses Charakters zu finden.

Bei Nero müssen wir uns die Frage stellen: Kontrolliert die Dunkelheit ihn oder kontrolliert er die Dunkelheit? Wenn die Dunkelheit Nero kontrolliert, dann können wir uns stärker darauf konzentrieren, dass er irre und nicht er selbst ist - sein Körper ist nur ein Gefäß, dessen sich die Dunkelheit bemächtigt.

Aber ich denke nicht, dass das hier der Fall ist. Mein Verständnis ist, dass Nero in EPISODE INTERmission die Dunkelheit gemeistert hat und sich nicht vor ihr fürchtet. Er hat sie als Teil von sich akzeptiert, und das hat ihm erlaubt, derart viel Kontrolle über sie zu gewinnen.

Daher kommt auch dieser Einschüchterungsfaktor. Er mag es ein bisschen übertreiben mit der Verehrung seines Bruders, aber das ist eine Entscheidung, die er mit seinem eigenen Geist trifft. Das ist es, was ihn furchterregend macht - Nero wird sich davon nicht befreien lassen. Es gibt keine Trance, in der er steckt und aus der er herausgeholt werden kann, indem man ihn vermöbelt. Er ist einfach so. Und das macht ihn so nervenaufreibend.


Neros Auftritt findet recht spät in EPISODE INTERmission statt. Hat es seine begrenzte Zeit auf dem Bildschirm schwerer gemacht, den Charakter zu finden?

Sowas kann die Sache ein bisschen schwerer machen. Manchmal bei Aufnahmesitzungen hat man nur grundlegende Skizzen oder Beschreibungen eines Charakters, und ein anderes Mal bekommt man vielleicht die Szene und ein bisschen Action zu Gesicht. Ich lerne auf sehr visuelle Weise. Wenn ich also wenigstens ein bisschen Optik zu sehen bekomme, dann bringt mich das sehr weit vorwärts beim Versuch, mich selbst in diese Lage zu versetzen.

Das macht es mir einfacher, mir die Szene vorzustellen. Wie ist die Atmosphäre? Was tun die Figuren? Wie weit sind wir voneinander entfernt? Ich kann mich in sie hineinversetzen und sagen: "Okay, wenn ich in dieser Situation wäre und diese Geisteshaltung hätte, wie würde ich dann reagieren?"

Die begrenzte Bildschirmzeit macht die Sache also zunächst ein bisschen schwerer zu verstehen, aber je länger man in dieser Industrie tätig ist, desto häufiger wird man mit sowas konfrontiert und desto besser kann man sich selbst relativ schnell ins Bild setzen. Selbst wenn ich eine Szene nicht gänzlich verstehe, kann ich Gemeinsamkeiten mit meiner Arbeit an anderen Projekten identifizieren und sie als Referenz dafür nutzen, wie man etwas angeht. Und natürlich leitet dich der Regisseur an bestimmte Dinge heran, wenn das nötig wird.

Bild von Nero

Was dachtest du über deine Darstellung, als du die finalen Szenen gesehen hast?

Es gab Zeiten, da konnte ich erst erleichtert durchatmen, wenn ich gesehen habe, was der Reste des Internets über meine Arbeit denkt. Selbst wenn der Regisseur zufrieden ist, denke ich immer noch: Nun, das Publikum sind die, die das hier spielen, und ich will sicherstellen, dass sie unterhalten werden.

Aber je mehr ich mich verbessere und meine Karriere nach oben geht, desto einfacher wird es für mich, auf das stolz zu sein, was ich gemacht habe.

Bei Nero, muss ich zugeben, war ich ein bisschen unsicherer als normalerweise, weil ich von der gesamten Marke nicht so viel Ahnung hatte. Ich wollte sicher gehen, dass ich die Figur respektiere und nicht so rüberkomme, als wäre ich ein Typ, den das Projekt nicht groß juckt.

Aber ich konnte mir das einfach anhören und dabei denken: Das ist Nero. Ja, da gab es Elemente meiner Stimme, die durchscheinten, aber weil ich mich meiner Rolle hingab, war es relativ leicht, den Charakter zu hören.

Oh Mann, so toll!

Ich sah mir meine Szene und den Bosskampf an, und wow. Diese leuchtenden Ranken der Dunkelheit und die Verwendung der Farben während des Kampfes sind einfach der Wahnsinn.

Leute sagten zu mir: "Weißt du, ich bin echt nicht gut in dem Spiel, aber es ist einfach so schön, dich leiden zu sehen." Und ich kann wirklich nur zustimmen. Es ist so wunderbar anzusehen, und zwar durch das gesamte FINAL FANTASY VII REMAKE und EPISODE INTERmission hindurch.

Screenshot aus Final Fantasy 7 Remake Intergrade

Du hast FINAL FANTASY VII REMAKE durchgespielt und dabei gestreamt - irgendwelche Pläne, dasselbe bei EPISODE INTERmission zu tun?

Ich habe bislang noch keine PS5! Über eine freundliche Spende würde ich mich aber nicht beschweren (lacht).


Wir danken Sean dafür, dass er Nero auf so denkwürdige Weise Leben eingehaucht hat. Wenn ihr Lust auf noch mehr Einblicke in FINAL FANTASY VII REMAKE INTERGRADE habt, dann lest doch auch unsere Interviews mit Suzie Yeung (Yuffie) und Aleks Le (Sonon).

Alle finsteren Kräfte von Nero könnt ihr in FF7R EPISODE INTERmission erleben - und das ist Teil der neuen Versionen von FINAL FANTASY VII REMAKE INTERGRADE auf PS5.

Wenn ihr FINAL FANTASY VII REMAKE bereits für die PlayStation 4 besitzt (physisch oder digital) und eine PlayStation 5 habt, dann könnt ihr das PlayStation-5-Verbesserungs-Update von FINAL FANTASY VII REMAKE kostenlos herunterladen (eine Internet-Verbindung ist Voraussetzung für den Download).

Dieses Update enthält nicht FF7R EPISODE INTERmission. Dieses Abenteuer kann gesondert als digitaler Download über den PlayStation Store gekauft werden.


Hinweis: Die PS4-Version von FINAL FANTASY VII REMAKE, die PlayStation-Plus-Mitglieder im Rahmen ihres Abos erhalten haben, kann nicht mit dem Upgrade der digitalen PS5-Version versehen werden.

Zudem könnt ihr das Upgrade nicht herunterladen, wenn ihr FINAL FANTASY VII REMAKE in der physischen Version für PlayStation 4 erworben habt und die digitale Edition der PlayStation 5 (also das Modell ohne Disc-Laufwerk) besitzt.


Um rund um diese Veröffentlichung auf dem Laufenden zu bleiben, könnt ihr ganz einfach dem FINAL FANTASY-Team auf Social Media folgen:

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